Sonntag, 24. November 2013

Bristol Classic Rum Enmore (Versailles Still) 1988 12 YO

Welcome back

Heute kommt wieder eine kleine Rarität aus Guyana zur Verkostung. Die Rede ist vom Bristol Classic Rum Enmore Distillery 12 YO aus dem Jahre 2000. Der Rum ist also schon gute 12 Jahre offiziell vom Markt verschwunden und nur noch entweder nach akribischer Suche oder total überteuert auf Ebay zu finden.

Zur Abfüllung:

Von der Enmore Distillery gab es schon einige Veröffentlichungen aus dem Hause Bristol Spirits Limited. Es gab aus 1988 einen 10 YO, diesen 12 YO und einen 20 YO. Aus dem Jahre 1980 gab es einmal sogar einen 16 YO und einen 18 YO. Genauere Informationen finden sie auf der Seite zu Bristol Spirits Limited.Bei diesem Rum handelt es sich um ein Pot Still Destillat. In jenen Tagen stand die legendäre Versailles Wooden Pot Still und die Wooden Continous Still bei Enmore. Beide Stills haben es zur Diamond Distillery geschafft und waren bis vor kurzem auch noch in Verwendung. Luca Gargano hatte bei einem Interview von Cyril auf durhum.com angedeutet, dass die Versailles Still nicht mehr produziert, was ich persönlich sehr bedauere, da mir die Rums aus dieser Vat Still sehr zusagten. Vermutlich war die Still wohl ein wirtschaftlicher Totalschaden oder es gab andere plausible Gründe für die Einstellung. Zusammen mit der Port Mourant Double Wooden Pot Still sind oder waren sie die letzten Vertreter ihrer Art. Die Brennblasen bestehen zum Großteil aus Holz und nicht aus Kupfer. Leider verzichtete Bristol Spirits Limited das Mark des Fasses auf dem Label zu vermerken. Damit hätte man durchaus etwas anfangen können. Aber vielleicht kann uns der Rum selbst einige Antworten liefern, wenn es mir möglich ist, ihn mittels Referenzen einzuordnen.

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Verkostung Bristol Classic Rum Enmore 12 (Versailles Still) YO:

Preis:Meine Flaschen erstand ich für 50€ ohne Versandspesen bei Maltharry. Diese Quelle ist leider inzwischen versiegt.

Alter:Das offizielle Alter beläuft sich auf 12 Jahre. Der Rum wurde 1988 destilliert und durfte im Fass bis 2000 reifen. Das Jahr ist durchaus kein unbekanntes Jahr bei Enmore. Gab es durchaus schon zahlreiche Veröffentlichungen von Cadenhead, Velier und Berry Bros & Rudd aus diesem Jahr.

Alkoholstärke:Der Rum wurde mit 46%vol. abgefüllt. Eine total typische Trinkstärke von Bristol Spirits Limited. Leider wurden aber auch schon einige Rums mit weniger abgefüllt. Warum entzieht sich meiner Kenntnis.

Destillationsverfahren:Das angegebene Verfahren lautet „Single Pot-Still“. Die Quelle war die damalige Enmore Distillery, welche heute nur noch als Enmore Estate existiert und nur noch der Zuckerrohrproduktion dient. Die Stills wanderten zur Diamond Distillery (DDL).

Farbe:Der Rum erstrahlt in einem satten Goldton im Glas. Schwer zu sagen, ob das Fass den Rum bei einem noch längeren Kontakt wirklich noch mehr hätte verbessern können.


Viskosität:Geschmeidig fließt der Rum zurück zum Glasboden. Dabei benetzt ein dünner Film das Glas und bildet vereinzelt kleine Perlen, welche an der Glaswand haften bleiben. Für das Alter ist die Öligkeit durchaus angemessen.

Nase:Exotische Früchte dringen in die Nase ein. Deutlich zu erkennen sind reife Papayas und eine Spur Mangos und grüne Bananen. Die Süße ist gering. Rieche ich hier etwa eine Spur Rauch? Ein ähnliches Aroma hatte ich auch beim Versailles 13 YO. Die Nase erinnert mich sehr an einige Rums aus Enmore, welche gefärbt wurden, wie den Isla del Ron Guyana 1988 24 YO. Ganz schwach kann ich Vanille und einen Hauch von Leder und Tabak erhaschen. Auch dunkle Gewürze und Nelken sind zu erkennen. Dieser Rum ist für sein Alters äußert delikat in der Nase. Mal sehen was der Gaumen hierzu sagt.

Gaumen:Eine angenehme und doch schwache Süße, gepaart mit sanften Kräuteraromen umschmeichelt den Gaumen. Entfernt erinnert mich der Geschmack ein wenig nach frischen Bleistiftspänen, wie ich es von der Versailles Still aus dem Jahrgang 1985 her kenne und auch liebe. Bei den Kräutern könnte es sich vielleicht um Thymian oder Enzian handeln. Der Alkohol ist sanft und brennt fast gar nicht. Weniger Volumenprozente wären wahrscheinlich nicht sehr förderlich gewesen. So ist der Rum aber sehr gut ausbalanciert. In Fassstärke müsste er eine wahre Granate gewesen sein. Wieder dunkle Gewürze und ein kleiner Hauch Nelken.

Abgang:Leichte Raucharomen, mit dunklen Gewürzen bilden den Anfang des Abgangs, dicht gefolgt von den wiederauflebenden Kräutern, welche mich wieder an Bleistiftspäne erinnern. Ein vager Hauch Blutorangen huscht über die Zunge und verschwindet nach kurzer Zeit wieder. Am Ende verbleiben nur noch Gewürze und Kräuter am Gaumen. Einfach faszinierend!

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Fazit:Was für ein delikater Rum! Ich muss gestehen, dass ich bisher keinen Rum von Bristol Classic Rum aus der Ära 1998 – 2002 hatte, der mich auch enttäuscht hat. Die Nase und der Gaumen sind typisch für die Enmore Distillery. Die Ähnlichkeit mit einem Berry Bros & Rudd Versailles Still 1985 21 YO und Duncan Taylor Enmore (Versailles) Distillery 27 YO sind einfach zu groß. Der Geschmack und Duft ist einfach zu ähnlich. Mich hätte die Angabe des Marks sehr interessiert. Ich sehe hier allerdings eine große Ähnlichkeit zu zwei Abfüllungen von Velier. Beide haben das Mark „MEA“. Die Rede ist vom Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO und dem Velier Enmore 1988 Full Proof Old Demerara 20 YO. Dieses Mark vermute ich auch hinter dieser Abfüllung. Diese Rums stammen laut Label ebenfalls aus einer Pot Still. Dieser Rum kommt für mich also eindeutig aus der Versailles Still. Die Angabe Enmore Distillery ist ja auch keine falsche Angabe. Schließlich stand die Versailles Still 1988 schon einige Zeit bei Enmore. Näheres hierzu kann man in meinem Artikel The Demerara Distilleries nachlesen. Wie viele Marks man mit nur einer Pot Still herstellen kann, ist mir leider nicht bekannt, da die Fermentation dem Brennmeister einen nicht zu verachtenden Spielraum gewährt. Der Versailles 13 YO von Bristol schmeckt einen Tick anders und ist doch auch diesem Rum sehr ähnlich. Sollten sie ein Liebhaber guter Demeraras sein und diesen Rum noch irgendwo finden, dann sollten sie nicht lange zögern und sofort zuschlagen. Enttäuscht werden sie ganz sicher nicht. Allerdings muss man auch das geringe Alter bedenken. Ist ein solcher Rum mehr als z.B. 70€ wert? Das muss jeder Connaisseur für sich selbst entscheiden. Wie immer bin ich froh, eine solche kleine Kostbarkeit zu besitzen und sie auch genießen zu dürfen. Bedenkt man, dass der Rum schon lange offiziell ausverkauft ist und nur noch selten auf dem internationalen Markt erscheint, kann man dessen Genuss als ein kleines Privileg betrachten. Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag!

Marco


Sonntag, 10. November 2013

Velier Port Mourant 1997 Full Proof Very Old Demerara 15 YO

It's Demerara Time, wieder einmal. 

Heute kommt eine weitere Abfüllung aus dem Hause Velier von Port Mourant. Natürlich ist hiermit die Still gemeint und nicht die Distillery. Diese gibt es schon seit langem nicht mehr. Die heutige Abfüllung könnte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara Rum 13 YO aufweisen, welchen ich schon auf dem Blog vorgestellt habe. Ist diese Abfüllung ein ähnlicher Kracher oder ein totales Desaster? Lassen wir uns überraschen.

Zur Abfüllung:

Bisher gab es einige Veröffentlichungen aus der alten Port Mourant Still unter Velier. Bekannt sind mir nun insgesamt sechs davon. Zwei Abfüllungen besitze ich davon. Selbst wenn ich die Möglichkeit einer Verfügbarkeit der ganz alten Sachen aus 72 oder 74 – 75 hätte, würde ich diese Abfüllungen nicht kaufen. Die Gefahr einer Verholzung ist mir einfach zu hoch. Ich habe nichts gegen eine leichte Bitterkeit im Rum, aber wenn sie zu aufdringlich ist, dann kann ich mit so einem Rum einfach nichts anfangen. Genauso wie die Süße eines Rums. Zu viel killt einen Rum für mich. Aber das ist meine persönliche Meinung. Apropos Bitterkeit: Der Berry Bros & Rudd Port Mourant 1975 32 YO hat eine ganz leichte Bitterkeit und dort mag ich sie auch. Das Mark der Fässer, es gab ganze vier davon, war „U.P.M.“. Ich habe keine Ahnung wofür das U. steht. Das P. M.steht für die hölzerne Double Wooden Pot Still aus der alten Port Mourant Distillery, welche schon seit 1955 nicht mehr existiert. Ihre Still stand danach in der Albion Distillery bis zu deren Schließung und kam dann letztendlich zur Uitvlugt Distillery. Dort verblieb sie bis zur Jahrtausendwende, bis sie schließlich zur Diamond Distillery gebracht wurde. Anhand des verschiedenen Marks kann man also davon ausgehen, dass diese Abfüllung nicht identisch mit dem Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara Rum 13 YO sein wird. Aus den vier Fässern wurden 1094 Flaschen abgefüllt. Die Auflage war also geringer, als es beim 1993er der Fall war. Genug der Worte. Auf zur Verkostung!

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Verkostung Velier Port Mourant 1997 Full Proof Very Old Demerara 15 YO:

Preis: Ich erstand meine Flasche für 118€ ohne Versandkosten in Frankreich.

Alter: Der Rum wurde 1997 destilliert und 2012 abgefüllt. Genauere Angaben werden nicht gemacht. Das offizielle Alter wird mit 15 Jahren angegeben.

Alkoholstärke: Die Fassstärke beträgt offiziell 65,7%vol.. Ein sehr ordentliche Trinkstärke. Ich freue mich schon. Eine Probe des Rums werde ich auch ca. 54%vol. verdünnen.


Destillationsverfahren:Die Angabe Double Pot Still stimmt mit der Angabe der Port Mourant Still überein. Hier gibt es keine Überraschung.

Farbe: Der Rum hat einen bräunlichen Bernsteinton. Wenn man eine Kolorierung mit Melasse ausschließt, dann ist die tropische Lagerung deutlich zu erkennen.


Viskosität: Der Rum fließt in dicken Schlieren an der Glaswand hinab. Die Öligkeit ist für 15 Jahre in den Tropen mehr als angemessen. Hoffentlich kein schlechtes Vorzeichen.


Nase: Der Alkohol brennt sich tief in die Nase ein. Ich rieche reife und exotische Früchte. Darunter Mangos und Papayas. Allerdings werden diese von Anisaromen und dem Alkohol doch in den Hintergrund gedrängt. Etwas weiter weg vom Glasrand ist die Frucht am dezentesten und eher zu erkennen. Auch die typischen Anisaromen der Port Mourant Double Wooden Pot Still rieche ich. Dazu gesellen sich auch Holzaromen vom Fass, hervorgerufen durch die tropischen Lagerung. Bei kontinentaler Reifung wäre der Effekt bei weitem nicht so intensiv in 15 Jahren. Je länger der Rum atmet, desto mehr kann ich auch ein wenig Aprikosenmarmelade erkennen. Er ist dem Velier 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO ein kleines bisschen ähnlich, aber doch anders.

Mit Wasser rieche ich eine stärkere Fruchtigkeit. Trotzdem sind die Anisaromen immer noch stark präsent. Ich erkenne reife Bananen und wieder Mangos mit Papayas. Der Alkohol brennt nun etwas sanfter in der Nase, ist jedoch ganz tief im Glas immer noch stark vorhanden. Eine ganz schwache aber doch feine Vanille entströmt dem Glas und garniert die Fruchtigkeit. Die typischen Aromen der Double Wooden Pot Still sind noch vorhanden. Die gesamte Kombination erinnert mich an einen schwarzen Tee. Die Süße ist sehr zurückhaltend. Jetzt erinnert mich der Rum an den Bristol Classic Rum Port Mourant 30 YO von 1980 mit 51%.

Gaumen: Der Alkohol brennt sich mit einem warmen Schauer angenehm in den Gaumen ein. Für den ein oder anderen Connaisseur wohl etwas zu stark. Ich schmecke reife und exotische Früchte wie Papayas. Dazu gesellen sich die Anis- und Holzaromen der hölzernen Pot Still, welche ich schon von anderen Abfüllungen her kenne und lieben gelernt habe. Dazu kommt eine gute Portion Teer und Pfeffer. Sogar dunkle Gewürze und Nelken kann ich schmecken. Ein ganz interessanter Rum, der aber nicht für jeden Tag geeignet ist. Man sollte schon einige Rums in Fassstärke in seiner Laufbahn als Connaisseur probiert haben, bevor man sich an diese Abfüllung wagt.

Mit Wasser brennt der Alkohol nun wesentlich sanfter am Gaumen. Deutlich schmecke ich dunkle Gewürze mit einer Priese Anisaromen und Pfeffer vermischt. Die Fruchtigkeit ist am Gaumen deutlich zurückhaltender und daran hat die Verdünnung nichts geändert. Wieder schmecke ich Teer. Nun ist auch eine Spur altes Leder mit dabei. Die Nelken sind auch noch vorhanden, sind aber nun mehr im Hintergrund zu finden. Der Rum hat wunderschöne Holzaromen, die zum Großteil von der Still stammen, aber auch zu einem geringen Anteil vom Fass kommen. Diese Kombination ist gut gelungen. Ob der Rum eine weitere Reifezeit in den Tropen vertragen hätte? Wer weiß.

Abgang: Die gut bekannte Kombination aus Eichen- und Anisaromen beginnt den Anfang des Abgangs. Darauf folgen exotische Früchte. Einen Hauch von Aprikosenmarmelade huscht über die Zunge. Dann folgen Teer und Lakritze. Die Fassreife macht sich am Ende leicht mit einem Hauch Karamell bemerkbar. Der Abgang ist mittellang und wärmend.

Zuerst die bekannten Anisaromen der Still selbst. Dann folgt ein etwas warmer Schauer, begleitet von schwarzem Tee und leichten Holzaromen. Eine sehr schwache Süße garniert diese Eindrücke. Der Rum erinnert auch entfernt an feuchtes Holz. Aber es ist kein frisches Holz. Am Ende verbleibt nur noch ein Hauch Anis- und Holzaromen am Gaumen.

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Fazit: Port Mourant mal anders. Er schmeckt dem Velier 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO schon ein wenig ähnlich, ist aber auch deutlich anders. Da die Lagerzeit aber um zwei Jahre höher Ausfällt, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, was dem Mark des Fasses und was dem Einfluss des Fasses geschuldet ist. Zwei Jahre? Was macht das den schon aus mögen sie sich nun fragen. Nun, eine ganze Menge wenn man es genau nimmt. Durch das tropische Klima atmet der Rum mehr und hat mehr Kontakt mit dem Fass. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sorgen dafür, dass der Rum öfters ins Holz eindringt, als es z.B. in Schottland der Fall wäre. Zwei Jahre in den Tropen sind also mehr als zwei Jahre in einem kontinentalen Klima. Die 15 Jahre in den Tropen kann man also nicht einfach 1:1 zu übernehmen. Das exakte Verhältnis kenne ich nicht, aber es könnte wohl zwischen 1:2 und 1:3 liegen. Hier existiert in meinen Augen ungenutztes Potenzial, welches die karibischen Destillerien besitzen. Tropisch gereifte Rums schmecken einfach einen Tick anders, als vergleichbare kontinental gereifte Rums. Das könnte für mich auch die Fixierung auf eine tropische Lagerung bei Luca Gargano erklären. Bisher ist er meines Wissens nach der einzige Anbieter solcher Rums. Ich kann mich hier aber auch irren. Natürlich spielt hier auch das individuelle Fass und der Stil eine erhebliche Rolle. Von der Fermentation wollen wir hier einmal nicht reden, da diese den Stil entscheidend mitbestimmt, aber auch Abweichungen bei den verschiedenen Jahrgängen trotz demselben Mark, können hier schon Einiges bewirken. 

Auch wenn der Rum einige Zeit im Glas zum Atmen brauchte, gefiel er mir sehr. Einzig der Preis ist wie immer happig bei den Abfüllungen von Velier. Eine Kaufempfehlung gebe ich hier nur für Connaisseure mit einem Faible für Fassstärke, dickem Geldbeutel und jenen Genießern, welchen den Vorgänger aus 1993 schon mochten. Aber noch einmal zur Wiederholung: Sie sind nicht identisch. Sollte sie der Preis abschrecken, was ich mehr als verstehen kann, dann sollten sie entweder bei einer Flaschenteilung mitmachen, oder ganz die Finger davon lassen. Erinnert hat mich diese Abfüllung an den Bristol Classic Rum Port Mourant 30 YO von 1980 mit 51%. Ein Vergleich beider Rums wäre mit Sicherheit interessant. Ob auch der Bristol dieses Mark hatte? Man weiß es leider nicht. Ich wünsche Euch allen noch einen wunderschönen Tag mit moderatem Alkoholgenuss!

Marco

PS Ein ausführliches Tasting steht zwar noch aus, aber ich muss meine Meinung bezüglich des Velier Port Mourant 1974 Full Proof Old Demerara 34 YO wohl revidieren. Dank eines Samples konnte ich diesen Rum testen und muss leider meinen Irrtum eingestehen. Die Abfüllung ist sehr gut. Es handelt sich um einen gefärbten Demerara mit dem Mark PM. Wer kein Liebhaber dieser Rums ist hätte an dem Velier Port Mourant 1974 Full Proof Old Demerara 34 YO keinen Gefallen gefunden. ;)

Sonntag, 3. November 2013

High Spirits Versailles Still 1990 17 YO

Wieder einmal Willkommen!

Heute steht wieder einmal eine kleine Rarität im Mittelpunkt. Es handelt sich um eine Abfüllung eines unabhängigen Abfüllers aus Italien, der vornehmlich mit Whisky handelt. Die Rede ist vom High Spirits Versailles Still 17 YO

Zum Abfüller:

Machen sie sich nichts daraus, wenn ihnen diese Abfüllung unbekannt ist. Sie werden hierzu im Internet nicht viel finden. High Spirits S.r.l. ist ein unabhängiger Abfüller aus Rimini, Italien. Der Kopf des Unternehmens ist Ferdinando Nadi Fiori. In den 60igern des vergangenen Jahrhunderts begann er mit eigenen Abfüllungen, die aber noch keinen Namen trugen. Nach den ersten Abfüllungen gründete er die Firma Intertrade Import, die später zu Turatello wurde, als Herr Fiori eine Kooperation mit einem Partner einging. Diese Firma gab es jedoch nicht sehr lange und so gründete Ferdinando Nadi Fiori die nun heute bekannte Firma High Spirits S.r.l. mit Sitz in Rimini. Vornehmlich im Whisky-Sektor tätig veröffentlichte High Spirits auch einige Rums, über die es aber nur sehr wenig im Netz zu finden ist. Neben einige Abfüllungen aus Jamaika (Hampden), Barbados (Rockley) und Trinidad (Caroni) wurden auch einige Flaschen aus Guyana abgefüllt. Genauer gesagt aus der alten Enmore Distillery und der Port Mourant Still (Uitvlugt Distillery). Ein kleines Detail fällt auf. Auf dem Label wird eindeutig "Versailles Distillery" angegeben. Diese wurde jedoch zwischen 1967 - 1969 geschlossen. Also eine falsche Angabe auf dem Label. Dort müsste eigentlich "Versailles Still" stehen.

Die Versailles Still ist eine Single Wooden Pot-Still und gehört, neben der alten Double Wooden Pot-Still (Port Mourant) zu den letzten ihrer Art, zumindest was Pot-Stills aus Holz betrifft. Ich habe dies bereits ausführlich beim Artikel The Demerara Distilleries behandelt. Aus dem Jahre 1990 kenne ich nun schon einige Abfüllungen von Cadenhead und Bristol. Ich erwarte also einen ähnlichen Geschmack, wobei dieser Rum hier eine deutlich dunklere Farbe hat, als z.B. der Cadenhead VSG 15 YO oder der Bristol Classic Rum 13 YO. Wollen wir doch mal sehen ob das etwas zu sagen hat oder nicht. Aus dem ausgesuchten Fass wurden ganze 235 0,7l Flaschen und 18 Magnums abgefüllt. Eine Nummer hat die Flasche leider nicht.

Quelle:www.thewhiskywiki.de

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Verkostung High Spirits Versailles Still 17 YO:

Preis: Meine Flasche erstand ich für 65€ ohne Versandspesen bei Glenfahrn. Dort ist er aber mittlerweile ausverkauft. Sie hatten leider nur noch eine Flasche.

Alter: Das offizielle Alter wird mit 17 Jahren angegeben. Das Jahr der Destillation war 1990. Die Abfüllung erfolgte dann 2007.

Alkoholstärke: Eine fast schon standardmäßige Trinkstärke von 46%vol. wurde für diesen Rum ausgewählt. Einige andere Abfüllungen von High Spirits hatten aber durchaus auch schon einmal die volle Fassstärke.

Destillationsverfahren: Die Versailles Still ist eine Single Wooden Pot-Still. Dies wird denke ich nicht explizit erwähnt (mein italienisch lässt zu wünschen übrig), dem Kenner dürfte dies aber bekannt sein.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem satten, dunklen Bernsteinton. Ein sehr gereifter Rum der Versailles Still erwartet mich hier.

Viskosität: Viele Perlen hängen dick und fett an der Glaswand. Die Öligkeit ist mit 17 Jahren sehr hoch in meinen Augen, was aber auch schon die Farbe vermuten ließ. Schließlich ist dies kein Demerara Dark.

Nase: Bombastisch! Der Rum durfte über eine halbe Stunde atmen und entfaltet ein wunderbares Aroma. Den Anfang bilden wunderschöne Aromen von Blutorangen mit herben Kräutern garniert. Die Süße ist in einem angenehmen Rahmen und dominiert das Glas nicht. Dazu gesellen sich typische Aromen von Anis und Nelken. Je länger ich an dem Rum schnuppere, desto mehr Früchte kann ich erkennen: Überreife Mangos und Papayas. Die für die Versailles Still typischen Kräuteraromen sind eher im Hintergrund präsent, aber doch eindeutig zu erkennen. Wollen wir dieses kleine Schmuckstück doch einmal verkosten.

Gaumen: Die Süße ist wie in der Nase sehr angenehm und nicht dominant. Ich schmecke wieder diese wunderschöne Kombination aus Blutorangen und herben Kräutern. Dazu kommt diesmal ein nussiger Beigeschmack. Auch Anis und Nelken sind zu erkennen. Der Alkohol ist sanft und brennt fast gar nicht. Ein sehr gereifter Rum der Versailles Still. Ich schmecke außerdem Eichenaromen der hölzernen Still selbst. Aber auch die Fassreife macht sich bemerkbar. Ganz schwach sind Karamell und Toffee enthalten, sowie dunkle Gewürze.

Abgang: Herbe Kräuter und Anis bilden den Anfang. Ein hauch von Fruchtigkeit huscht über den Gaumen, bevor er schnell wieder abklingt. Auch die Anis, Nelken und Eichenaromen kommen wieder zum Vorschein. Zurück bleibt ein herber und nussiger Nachklang. Der Abgang ist leicht trocken und kann einige Minuten anhalten.

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Fazit: Was soll ich sagen? Es ist ein Jammer, dass dieser Rum ausverkauft ist. Ich war glücklich genug noch eine Flasche dieser Abfüllung zu ergattern. Nach nunmehr knapp 6 Jahren ist er so gut wie verschwunden. Er besitzt eine größere Tiefe, als ich sie zum Beispiel vom Cadenhead Enmore Distillery (Versailles Still) VSG 1990 15 YO her kenne. Er besitzt eine wesentlich dunklere Farbe (auch im Sinne von mehr Reife) und mehr Frucht. Letzterer bietet dafür mehr Kräuter und ist... warin Fassstärke erhältlich. Das macht ihn auch zu etwas Besonderem. Dieser Rum hier muss in Fassstärke sehr krass gewesen sein. Aber wie es nun einmal gute Praxis ist, werden fast alle Abfüllungen nicht in Fassstärke veröffentlicht. Sicher, Duncan Taylor und einige deutsche Abfüller, wie zum Beispiel TheRumCask, beleben mit ihren neuen Abfüllungen den Markt seit Anfang diesen Jahres neu. Aber es bleiben immer noch zu wenige Abfüller, welche diesen Sprung wagen. Ich weiß liebe Leser, dies ist alles Jammern auf hohem Niveau. Aber wenn sie selbst einmal solche Schätze in Fassstärke verkosten durften, dann würden sie mich denke ich auch verstehen. Natürlich hab ich den High Spirits Trinidad (Caroni) 1993 14 YO nicht unterschlagen, welcher mit 54%vol. abgefüllt wurde. Es gab also auch schon hochprozentige Abfüllungen dieses Abfüllers.

Dieser Rum hier erinnerte mich mit seiner Frucht an eine andere Abfüllung aus Schottland. Wie immer betrachte ich es als ein kleines Privileg, diesen Rum verkostet haben zu dürfen. War er doch schon lange vor dem Beginn meiner Rum-Karriere ausverkauft. Eine Kaufempfehlung wäre also sinnfrei und wird von mir hier auch nicht ausgesprochen. Ich kann ihnen aber nur raten, wenn sie eine noch verlässliche Quelle kennen, dann sollten sie nicht zu lange zögern. Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag!

Marco